LUCKE, GABRIELE
Ostdeutschland/Deutschland
Geboren im August 1970 in Leipzig, Ostdeutschland (heute Deutschland)
[Aktiv in den 1980er-Jahren-1996]
Aktiv als Juniorin und als junge Erwachsene bis 1996. Im August 1989 wurde sie die letzte Einzelmeisterin der Damen in der DDR, indem sie Grit Schneider in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) entthronte (7:5, 6:3 im Finale). In jüngerer Zeit wieder als Tennisspielerin auf Seniorenebene aktiv. Heutzutage arbeitet sie als Heilpraktikerin und Sporttherapeutin in Hamburg. Alleinerziehende Mutter.
Das Folgende ist eine Übersetzung eines Artikels über Gabriele Lucke, die letzte Damen-Tennismeisterin der DDR. Der Artikel erschien ursprünglich um 2012 auf der Website des Deutschen Tennis Bundes, hier:
https://www.dtb-tennis.de/Tennis-Nat...Gabriele-Lucke
Gabriele Lucke
Eine alte Leidenschaft neu entfacht
Von Jörg-Ingo Peter
Stellen Sie sich vor, Sie (ein Mann) werden von einer weiblichen Heilpraktikerin und Sporttherapeutin in Hamburg behandelt und kommen ins Gespräch über Tennis, und sie sagt: 'Ja, ja, ich habe früher selbst mal gespielt – früher, als meine Wirbelsäule noch gehalten hat'. 'Nun, das ist ja interessant', sagen Sie, und weil Sie die Therapeutin sehr sympathisch finden, fügen Sie den folgenden schicksalhaften Satz hinzu: 'Hätten Sie nicht Lust, es mal wieder zu versuchen? Wir könnten ja mal ein paar Bälle zusammen schlagen.'
Und dann stehen Sie tatsächlich mit Gabriele Lucke auf einem Tennisplatz. Vielleicht hat sie Sie bereits geduzt und wird jetzt 'Gabi' genannt, und der Platz ist kein x-beliebiger Platz, sondern, wie sich herausstellt, Teil des 'TSV Duwo 08' [ein Sportverein in Hamburg]. Dieser Verein hat viele fachkundige Mitglieder, die sofort erkennen: a) Sie haben gegen diese Dame nicht den Hauch einer Chance; und b) Diese hart schlagende Dame mit den unglaublich schnellen Schlägen hätte dem Tennissport nicht verloren gehen dürfen.
Und so kam es (fast) vor nicht allzu vielen Jahren, dass sich Gabriele Lucke an ihre alte Leidenschaft erinnerte. Seitdem war sie deutsche Meisterin (2010) Hamburg und deutsche Hallenmeisterin (2011) und Vize-Europameisterin in Baden-Baden (2011) in der Altersklasse Ü40. Diese neue Leidenschaft ist jedoch nicht wirklich mit der alten zu vergleichen, denn jetzt spielt sie Tennis als 'Bonus', nur zum Spaß an der Bewegung und zur Freude am Zusammensein mit anderen Tennisspielern. Das macht die Dinge einfacher, und die Erfolge kommen sozusagen von selbst.
Die letzte Damen-Tennismeisterin der DDR
Aber was ist mit ihrer Vergangenheit? Nun, Gabriele Lucke wurde im August 1970 in Leipzig geboren und wohnte direkt gegenüber den Tennisplätzen des Sportclubs LSC 1901. Als ihre Mutter bemerkte, dass ihre Fünfjährige mit ihrem Tischtennisschläger sehr präzise Tennisbälle gegen die Garagentür schlug, suchte sie jemanden im Verein, der sich um das Mädchen kümmerte. Gabi trainierte sehr diszipliniert mit ihrem Trainer/Mentor – in den Ferien begann sie immer pünktlich um 8.15 Uhr morgens – und hatte sehr schnell ihre ersten Erfolge auf verschiedenen Ebenen, von der lokalen Ebene bis hin zu den DDR-Meisterschaften. Mit der Anzahl der Pokale wuchsen auch ihre Träume, aber dieser DDR-Bürgerin sollte vieles verwehrt bleiben. So musste sie beispielsweise als 14-Jährige ein Angebot von Lennart Bergelin, dem Trainer von Björn Borg, ablehnen, nach Uppsala, Schweden, zu gehen, um mit Bergelin zu trainieren.
1989 änderte sich alles: Im Sommer wurde Gabi Lucke die letzte offizielle Einzelmeisterin der Damen in der DDR, bereitete sich auf ihr Abitur vor und wurde 19 Jahre alt. Dann fiel im November die Berliner Mauer, und die junge Erwachsene zog nach Bielefeld [Westdeutschland], wo sie ihren Lebensunterhalt als Tennistrainer verdiente, für den Tennissport lebte und die Freiheit genoss. Sie konnte die Spitze des deutschen Tennis nicht erreichen, weil sie den ganzen Tag ohne Sponsor auf dem Platz verbringen musste, andere Spieler trainierte, anstatt ihr eigenes Spiel zu verbessern und so Fortschritte zu machen. Aber es war immer noch alles Tennis, Tennis, Tennis, bis 1996, als sie einen Unfall auf dem Platz hatte, der alles veränderte: ein Wirbelbruch.
Auf diese schmerzhafte, umständliche Weise und auch mit Hilfe eines chinesischen Arztes entdeckte Gabi eine Schwäche für das Heilen und begann eine Ausbildung zur Heilpraktikerin und Sporttherapeutin in Hamburg, wohin ihre Eltern gezogen waren. Sie erwarb zusätzliche Qualifikationen in Chiropraktik, Osteopathie und Neuraltherapie, eröffnete ihre eigene Praxis in Poppenbüttel [einem Stadtteil von Hamburg], wurde Mutter – ihr Sohn Franz ist jetzt vier Jahre alt – machte immer Urlaub auf Hiddensee [einer Insel in der Ostsee] oder ging in Vinschgau [in Südtirol, Italien] bergsteigen… und vergaß fast, was für eine begabte Tennisspielerin sie war. Zum Glück nur fast!
Quellen:
Deutscher Tennis Bund, ca. 2012 unter:
https://www.dtb-tennis.de/Tennis-Nat...Gabriele-Lucke
Link zu einem Foto von Gabriele Lucke beim Tennisspielen:
https://www.google.co.uk/search?q=ga...=1507650476981
[Vielen Dank an Newmark für diese Information]