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Petra Philippsen: Barbara Rittner - Mutter des Erfolges
Mitten im bierseligen Siegesrausch twitterte Andrea Petkovic dann noch ein Foto von einer der Banden in der Arena, auf denen der Slogan des Fed Cups stand: "Es erfordert mehr als Können, um für sein Land zu spielen".
Daneben war ein Herz aufgemalt. Und die deutschen Tennis-Mädels hatten gegen die Slowakei wirklich ihr Herz und ihre Seele auf dem Platz gelassen und so leidenschaftlich füreinander gekämpft, wie einst die vier Musketiere.
Eine für alle, alle für eine - und in diesem deutschen Team ist das nicht bloß ein aufgesetzter Spruch, der zweimal in Jahr aus der Schublade geholt wird, weil er irgendwie dazu gehört. Andrea Petkovic, Angelique Kerber, Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld lebten das Miteinander so richtig aus, und es brachte ihnen den ersten Halbfinaleinzug nach zwei Jahrzehnten ein - und dieses Mal winkt sogar der Fed-Cup-Sieg!
Eine schlagkräftige Einheit
Zu weit hergeholt? Von wegen! Die Qualität der deutschen Spielerinnen spricht schon lange für sich, aber bisher fehlte immer eine im Team, die sicher zwei Punkte an einem Wochenende holt. Das hat sich nun eindrucksvoll geändert - sie sind reifer, zäher und selbstbewusster geworden und glauben vor allem fest daran, dass sie jeden schlagen können. Ob auswärts oder zu Hause, ob eine absagt oder nicht - dieses Team ist zu einer so schlagkräftigen Einheit geworden, dass nur die Trophäe das Ziel sein kann.
Petkovic wuchs am Samstag über sich hinaus und riss die Mannschaft mit ihrem Tiebreak-Krimi gegen Cibulkova derart mit, dass Kerber danach trotz aller Anspannung noch sicher den zweiten Punkt holte. Und wann hatte man die Kielerin zuletzt so nervenstark erlebt wie an diesem Sonntag? Da muss man lange nachdenken.
Kerber zeigte endlich mal wieder ihr Gesicht als waschechte Top-Ten-Spielerin und als eine, die noch Großes vorhat. Mit der Mannschaft im Rücken und Petkovic in der "Ringecke" blühte Kerber förmlich auf - und gab den Startschuss für die feucht-fröhliche Siegesparty.
Rittner, die Mutter des Erfolgs
Und zu sehen, wie sich die gesamte Mannschaft so ausgelassen miteinander und füreinander freute, ließ die jüngsten Querelen im deutschen Herren-Team nur umso trüber erscheinen. Bei den Ladies ist alles echt, nichts ist vorgespielt, hier lebt der Teamgeist tatsächlich. Und endlich scheint alles zusammen zu passen. Die Geduld, die Barbara Rittner über lange Jahre hinweg gehabt hatte, zahlt sich nun aus.
Sie ist die Mutter der Kompanie, kennt ihre Mädels schon seit diese im Teenager-Alter waren. Rittner hat immer auf sie gebaut, ihnen das Vertrauen geschenkt, wenn es sonst niemand mehr tat. Und sie ist mit ihnen durch Auf- und Abstiege gegangen. Rittner hat immer daran geglaubt, dass diese Spielergeneration etwas ganz Besonderes ist.
Und wer mag es ihr da nicht gönnen, wenn ihre ausdauernde Arbeit nun endlich versilbert wird - keine sonst hätte es mehr verdient. Vielleicht ist es in diesem lauten Geschäft ihr Nachteil, dass sie lieber im Hintergrund agiert und ihre jahrelangen Verdienste nicht gerne plakativ vor sich herträgt. So übersehen viele leicht, dass das deutsche Damentennis ohne Rittner nicht dort stehen würde, wo es jetzt steht.
Dass die Nachwuchsförderung brach liegen würde, und sich das Fed-Cup-Team sicherlich nicht von je her so gut verstehen würde. Rittner ist es, die den Laden zusammen hält. Und ihre zurückhaltende Art ist dabei wohl ihr großes Plus. Doch an Tagen wie diesen in Bratislava sollte sie doch nicht vergessen, ruhig mal ein bisschen lauter zu werden...