Anna-Lena Grönefeld: „GZSZ? Nicht mehr! Fed Cup? Gerne wieder!“
FLORIAN VONHOLDT am 27. September 2017 um 16:44
Um Anna-Lena Grönefeld ist es ruhig geworden in letzter Zeit. Im Fed Cup sah man sie zuletzt Anfang 2016. Dabei ist die zweifache Grand Slam-Siegerin im Mixed immer noch Deutschlands beste Doppelspielerin (aktuell Rang 21) – und auf dem besten Weg, sich für das WTA-Masters in Singapur zu qualifizieren. Beim Turnier in Wuhan machte sie heute mit ihrer Doppelpartnerin Kveta Peschke den Einzug ins Viertelfinale klar. tennismagazin.de sprach mit der 32-Jährigen über ein Leben für das Doppel, die Jahre im Fed Cup, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und ob Sie sich vorstellen kann, als Mama auf der Tour unterwegs zu sein.
Frau Grönefeld, zuerst einmal die Frage: Wie fühlen Sie sich?
Gut! Alles ist in Schuss, ich habe keine Verletzungen.
Sie sind seit 2016 wieder regelmäßig mit ihrer Doppelpartnerin Kveta Peschke (42) unterwegs, mit der sie bereits bis 2013 dauerhaft spielten. Und Sie sind erfolgreich.
Ja, es läuft sehr gut. Wahrscheinlich werden wir es auch zum WTA-Masters nach Singapur schaffen (aktuell Rang 6 im Porsche Race to Singapore, d. Red.).
Sind Sie mit Coach unterwegs?
Ja, das ist in dem Fall der Ehemann von Kveta. Er trainiert uns beide und war auch schon mein Trainer als ich nicht mit ihr zusammen gespielt habe. Seit Ende 2012 arbeiten wir zusammen.
Wo haben Sie ihren Trainings-Mittelpunkt?
Wenn ich zu Hause bin, trainiere ich an der Base in Hannover. Torsten und Kveta wohnen in Sarasota. Während der Saisonvorbereitung fliege ich für ein paar Wochen nach Florida und wir legen dort einen längeren Trainingsblock ein.
Reisen Sie auch zusammen umher?
Nein, wir treffen uns jeweils vor Ort bei den Turnieren.
Wie wichtig ist es im Doppel, dass man sich auch abseits des Platzes gut versteht?
Das hängt teilweise vom Charakter ab. Manche Spielerinnen sagen: „Es ist ein Business, wir spielen gut zusammen und das war’s“. Ich bin aber jemand, der braucht eine Person, mit der er sich auf und auch neben dem Platz gut versteht. Mit Kveta ist das gegeben, wir sind gut befreundet und verstehen uns super. Andernfalls würde darunter meine Leistung ziemlich leiden.
Sie haben Ende 2011 beschlossen, kein Einzel mehr zu spielen. Was gab damals den Ausschlag?
Mir hat es irgendwann einfach keinen Spaß gemacht. Es kam die Zeit, dass ich auf dem Platz stand und mich gefragt habe, warum ich das eigentlich noch mache. Und ich habe die Entscheidung nie bereut.
Haben Sie den Eindruck, dass das Doppel im Vergleich zum Einzel in der Öffentlichkeit unterrepräsentiert ist?
Ja, das läuft schon ein wenig unter dem Radar. Man spielt vor den Halbfinals wenig bis gar nicht auf den großen Plätzen. Aber wenn man im Doppel aktiv ist, weiß man das und es ist auch kein Problem für mich.
Stichwort Fed Cup: Ihr letzter Einsatz datiert aus dem Februar 2016 gegen die Schweiz. Ist der Wettbewerb nach wie vor ein Thema für Sie?
Ja klar, ich bin immer bereit zu spielen. Wenn der neue Coach Jens Gerlach mich jetzt fragen würde, wäre ich auf jeden Fall dabei. Das ist stets etwas besonderes für mich.
Sie haben den neuen Fed Cup-Coach Jens Gerlach angesprochen – hatten Sie schon Kontakt?
Ich bin ja schon lange dabei und kenne ihn noch von früher, als er mit Anastasija Myskina trainiert hat. Ich bin ihm also schon des Öfteren begegnet.
Wie haben Sie Entscheidung aufgenommen, dass Barbara Rittner jetzt nicht mehr auf der Bank sitzen wird.
Ich denke, es war für sie der richtige Schritt, einfach um etwas Abstand zu gewinnen. Sie war so lange so nah an uns dran. Zwölf Jahre sind eine lange Zeit und irgendwann braucht es einfach eine Veränderung. Jetzt agiert sie etwas mehr aus dem Hintergrund und widmet sich neuen Aufgaben, daher glaube ich, dass der jetzige Zeitpunkt der richtige war.
Wie bewerten Sie Ihre bisherigen Jahre im Fed Cup? Beim Finale in Prag 2014 durften Sie nicht auflaufen. Nagt das noch an Ihnen?
Heute denke ich nicht mehr darüber nach. Im ersten Moment war es natürlich enttäuschend, zwar mit dem Team aber nur als Zuschauer dabei zu sein. Zumal ich auch die beiden Runden zuvor gespielt hatte. Aber insgesamt bleiben tolle Erinnerungen über all die Jahre.
Auftaktgegner in der Weltgruppe 2018 wird Weißrussland sein. Ihre Einschätzung?
Sie stehen jetzt im Finale, was für viele überraschend ist, da sie bislang ohne Victoria Azarenka angetreten sind. Ich vermute aber, dass sie im Finale dabei sein und auch im kommenden Jahr im Aufgebot stehen wird. Daher wird es alles andere als einfach – gerade auswärts.
Sie haben es erwähnt, Sie sind schon lange auf der Tour unterwegs. Was hat sich im Laufe der Jahre am meisten verändert?
Es ist definitiv athletischer geworden und die Mädels schlagen immer härter von der Grundlinie. Darunter hat aber die Variabilität gelitten. Es ist selten geworden, dass mal ein Stopp oder ein Lob eingestreut wird.
Ist es so, dass man im Laufe der Zeit weniger auf Ergebnisse und Ranglisten fixiert ist, sondern das eigene Spiel mehr in den Vordergrund stellt?
Mein Ziel ist es, immer das Beste aus mir herauszuholen und dann kommen die guten Ergebnisse von alleine. Primär muss ich allerdings noch Spaß haben. Sobald ich den verliere, würde ich aber aufhören und sagen `Jetzt reichts“. Das muss ich mir in meinem Alter nicht mehr antun (lacht).
Aber so weit ist es noch nicht ...
Nein, noch nicht. Nächstes Jahr geht es auf jeden Fall noch weiter.
Haben Sie sich eine Altersgrenze gesetzt, bis zu der Sie definitiv noch spielen möchten?
Nein, das habe ich nie gemacht. Genau wie im Einzel wird irgendwann der Punkt kommen, an dem ich erkenne, dass es Zeit ist, aufzuhören. Zumal, wenn man Familie haben möchte, ist ohnehin irgendwann der Moment dafür gekommen.
Könnten Sie sich vorstellen, wie es Serena Williams plant oder Tatjana Maria bereits macht, nach der Geburt eines Kindes nochmal auf Tour zu gehen?
Man darf ja niemals nie sagen, aber ich habe das für mich bisher immer ausgeschlossen. Ich möchte schon, wenn ich einmal Kinder habe, dass sie ein festes Zuhause haben.
Wir sind hier in Wuhan. Wie sehen Sie die Entwicklungen in Sachen Tennis hier in Asien?
Die Turniere haben sich sehr weiterentwickelt. Vor vielen Jahren war das noch anders. Aber inzwischen sind die Anlagen wie hier oder in Peking top, auch die Hotels sind gut. Und die Helfer können mittlerweile gut Englisch. Das war anfangs schon ein Problem.
Sind Sie Fan von chinesischer Küche?
Eher weniger. Ich passe schon auf, was ich esse und würde auch nicht riskieren, mal nach draußen zu gehen und etwas Exotisches zu probieren.
Wie groß ist die Umstellung von Nordamerika, wo es ja etwas lauter zugeht als hier?
Das kennt man inzwischen. Ich war zwischenzeitlich auch noch zu Hause. Man ist das gewohnt und ohnehin jede Woche woanders. Man stellt sich immer schnell auf das neue Turnier ein.
Eine Frage zum Abschluss: Auf der WTA-Website ist zu lesen, dass Sie großer Fan der Daily Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ seien. Ist das noch aktuell?
Ach Gott, das ist alt (lacht). Das schaue ich nicht mehr. Bestimmt schon seit sechs, sieben Jahren nicht mehr.