16.06.09
Der Aufstieg geht weiter
Anna Lena Friedsam (Andernacher TC) glänzt beim ITF-Turnier in Offenbach und erreicht das Finale
Anna-Lena Friedsam ist derzeit nur schwer zu stoppen: Die 15-jährige Spielerin des Andernacher TC fügte ihrem bisher erfolgreichen Turniersommer ein weiteres Kapitel hinzu. Friedsam erreichte nach sehr überzeugenden Auftritten beim international stark besetzten ITF-Junior-Turnier im hessischen Offenbach das Finale, wo sie 4:6, 3:6 der Rumänin Cristina Dinu unterlag. Friedsam kletterte nach der erfolgreichen Woche weiter in der Weltrangliste. Das aktuell größte Talent des Tennisverbandes Rheinland-Pfalz steht nun unter den besten Hundert (Platz 95) Juniorinnen der Welt. In ihrem Jahrgang gehört Friedsam zu den Top Ten.
In Offenbach bestätigte die junge Rheinland-Pfälzerin erneut ihre aktuell gute Form. In dem starken Feld (Verbandstrainer Bijan Wardjawand: „Bei dem Turnier gab es keine Spielerin, die man einfach so schlägt“) bekam es Friedsam zum Auftakt mit der Polin Agata Baranska zu tun, die mit ihrer aggressiven Spielweise das Tempo gut mitgehen konnte, sich bei Friedsams 6:4, 6:0-Erfolg aber zu viele Fehler leistete. In der zweiten Runde wartete mit Zsofia Miko aus Ungarn, der Nummer sechs der Setzliste (ITF-Nr. 65), eine Spielerin, die mit dem geraden Vorhandschuss immer auf den direkten Punkt geht. Friedsam hielt per Aufschlag und eigener Vorhand druckvoll dagegen. „Anna hat zunächst dominiert“, berichtete Wardjawand. „Im zweiten Satz wurde sie aber auch gehetzt und lag schon 3:5 hinten.“ Doch die 15-Jährige biss sich zurück und zog per 7:5, 7:5 in die dritte Runde ein. Gegen Julia Wachaczyk, eine deutsche Konkurrentin ihres Jahrgangs, war Friedsam nervös, konzentrierte sich auf sichere Bälle und qualifizierte sich dank eines ungefährdeten 6:4, 6:2-Erfolgs ohne das große druckvolle Spiel fürs Viertelfinale.
Wo sie gegen die Nummer eins der Setzliste beim 6:2, 6:7, 7:6 ihr Meisterstück dieser Turnierwoche ablieferte: Friedsam und die Südafrikanerin Chanel Simmonds (Nummer 14 in Tenniswelt der Juniorinnen) lieferten sich einen Schlagabtausch par excellence. „Das war von Beiden ein fantastisches Spiel“, berichtete Wardjawand, der seinen Schützling in Offenbach begleitete. Simmonds, die just bei den Junior-French Open im Viertelfinale stand, bewies taktische Cleverness. „Ihr Paradeschlag ist die Vorhand kurz cross“, sagte Wardjawand. Immer wieder trieb die Südafrikanerin Friedsam damit aus dem Feld, spielte dann meist den hohen Ball an die Grundlinie, um sofort am Netz oder per Winner zu attackieren. „Das hat sie besonders dann gut gespielt, wenn sie hinten lag.“ So wie bei der 5:3-Führung Friedsams im zweiten Satz, den die Rheinland-Pfälzerin im Tiebreak noch abgeben musste. Das gleiche Bild im dritten Durchgang: Wieder führte Friedsam (5:2), wieder konterte Simmonds und erzwang erneut den Tiebreak. „Die Gegnerin hat in dieser Phase auf sehr gutem Niveau gespielt. Anna musste volles Risiko gehen, das hat geklappt“, erklärte Wardjawand. Erst im Tiebreak zeigte die Favoritin mit drei leichten Vorhandfehlern erstmals Nerven („Ich war beruhigt, dass sie doch zu uns Menschen gehört“) und Friedsam packte zu. Wardjawand: „Kompliment an Anna. Sie hat nie nachgelassen, das war auch mental eine beeindruckende Leistung.“
Kaum weniger dramatisch verlief das Halbfinale gegen Sina Haas, die deutsche Nummer sieben der Setzliste. Friedsam lag im ersten Satz bereits 5:3 vorne, agierte bei ihren insgesamt vier Satzbällen aber zu zögerlich und gab den Durchgang im Tiebreak noch ab. Erst danach zwang Friedsam ihrer Gegnerin immer mehr das eigene druckvolle Spiel auf und erreichte per 6:7, 6:2. 6:2-Erfolg das Finale. Dort allerdings machte sich der körperliche und mentale Kräfteverschleiß der vorherigen Runden gegen Cristina Dinu bemerkbar. Die Rumänin, in Offenbach an Neun gesetzt, spielt schwer berechenbar, mal mit viel Tempo, dann wieder mit hohen Bällen an die Grundlinie. „Gegen sie findet man schwer einen Rhythmus“, erklärte Wardjawand. Friedsam wehrte sich tapfer, doch im Detail fehlte ihr die Kraft, um den notwendigen Druck aufbauen zu können. „Ihr Aufschlag kam nicht so. Viele kleine Fehler haben sich summiert“, sagte Wardjawand. „Anna hat das ganze Spiel gearbeitet, die Leichtigkeit fehlte. Aber nichtsdestotrotz war das eine tolle Woche für sie.“